Die Zucht der Spangle
Jürgen Beier (DSV 2237)


Gliederung:

1. Einleitung
2. Die Vererbung des Spangle
3. Die typische Zeichnung des Spangle
4. Die häufigsten Zeichnungsfehler
5. Das Züchten der Spangle
6. Die Verbesserung der Kehltupfen
7. Der Zusammenhang von Kehltupfen und Zeichnung
  7.1 Schlussfolgerungen


1. Einleitung


Schon seit den Anfängen meiner Wellensittich- Zucht ist der Spangle, eine recht junge Mutation, mein unumstrittener Lieblings- Farbschlag. Zum einen hat die Zeichnung der Spangle innerhalb der vielen Farbschläge etwas ganz Eigentümliches und zum anderen ist die Zucht eines gut gezeichneten Spangle aus meiner Sicht sehr anspruchsvoll. Dass ich mit dieser Meinung nicht alleine stehe, sieht man an den vollen Spangle- Klassen auf jeder Ausstellung. In solch einer Klasse einmal den Besten zu stellen oder mit einem Spangle eine Schau zu gewinnen, ist für mich besonders reizvoll.

Schaut man sich die Bilder der Sieger- Vögel in den Spangle- Klassen der letzten Jahre an, so sieht man vor Allem zwei Dinge sehr deutlich: Den Spangle als Ausstellungsvogel in Typ und Größe so zu züchten, dass er einem sehr guten Normalen in nichts nachsteht, ist vielen Züchtern gelungen und bereitete offensichtlich keine großen Schwierigkeiten. Auf der anderen Seite gewannen noch vor einigen Jahren Spangle, die weder Spangle- typische Kehltupfen zeigten, noch über deren markante Zeichnung verfügten. Zum Wohle des Spangle erfolgte ein Umdenken, und die Preisrichter achten neuerdings auf eine spangle- typische Zeichnung.

Da der Spangle in alle möglichen Farbschläge aufgrund seiner hervorragenden Schau- Eigenschaften eingekreuzt wurde, ist es heute schwer, einen nahezu perfekt gezeichneten Spangle zu züchten geschweige denn zu erwerben.
Leider gibt es keine wirklich fundierten Aufzeichnungen über die Verbesserung der Zeichnung der Spangle. Darum habe ich das Bestreben die Zucht und Verbesserung der Spangle aufzuzeigen, zu dokumentieren und zu analysieren. Das Resultat dieser Arbeit soll sein, eine fundierte Anleitung zur Zucht der Spangle in der Hand zu haben, die es in dieser Art noch nicht gibt. Dass dies viele Jahre dauern wird, ist mir klar. Ich wünsche allen viel Spaß beim Lesen und hoffe, dass einige interessante Anregungen dabei sind.

2. Die Vererbung des Spangle


Spangle treten als Normale-, Zimt- und Opalin- Spangle auf. Die Spangle- Mutation wird als dominanter Faktor vererbt. Es gibt sie als Einfaktorige und Doppelfaktorige. Bei den Doppelfaktorigen verschwindet jede Form von Zeichnung. Sie sind deshalb optisch rein weiß oder gelb und haben schwarze Augen.


3. Die typische Zeichnung des Spangle


Die Säumung des Spangle entsteht durch die Aufhellung der Flügeldeckfedern, Kehltupfen sowie Schwung- und Schwanzfedern. Durch diese Aufhellung werden die Farbpigmente auf den Rand der Feder so reduziert, dass eine schwarze Säumung entsteht. Diese Säumung ist von einem weißen oder gelben Außensaum eingerahmt. Ein typischer Spangle soll eine deutliche Säumung sowohl in den Schwung- und Schwanzfedern als auch auf den Flügeln zeigen. Die typischen Kehltupfen sollen ebenfalls eine Säumung und damit ein Bullaugen- ähnliches Aussehen haben. Diese Säumung soll beim Normal- Spangle schwarz und beim Zimt- Spangle kräftig braun, in jedem Fall aber regelmäßig seien. Auf Opalin- Spangle werde ich später genauer eingehen. In den folgenden Beschreibungen werden nur Normal- Spangle angeführt.
Genanntes gilt für Zimt- Spangle gleichermaßen.


4. Die häufigsten Zeichnungsfehler


• fehlende oder falsche Säumung/Zeichnung:

Als größten Zeichnungsfehler sehe ich den Ersatz der schwarzen oder braunen Zeichnung durch Körperfarbe. Diese Vögel werden selbst von erfahrenen Züchtern oft mit Opalin- Spangle verwechselt. Des Weiteren kommt es häufig zur Vermischung von Säumung und Körperfarbe, was dem Spangle eine eher schmutzig- verwaschene Flügelzeichnung verleiht. Auch gibt es viele Spangle, bei denen die Säumung der Schwung- und Schwanzfedern komplett fehlt oder so schwach ist, dass sie kaum zu erkennen ist.

• Fehlende oder fehlerhafte Kehltupfen:

Die Kehltupfen der Spangle sollen groß, rund und mit einer kreisförmigen Aufhellung in der Mitte der Kehltupfen versehen seien. Oft ist die Aufhellung einseitig, nicht rund, einfach nicht vorhanden oder so groß, dass man meinen könnte, der Vogel hätte keinen Kehltupfen. Beim genaueren Hinsehen erkennt man aber meist, dass die Säumung aufgrund der Aufhellung fast völlig verdrängt wurde. Der Kehltupfen ist dann nur durch hauchzarte, hellgraue Striche auszumachen.

• Fehlzeichnungen:

Ein großes Manko ist das partielle Auftreten von Zeichnungsfehlern, z.B. dunkle Schwanzfedern, unaufgehellte Kehltupfen, unregelmäßige Säumung bis zum Auftreten von schwarzen Federn inmitten einer sonst guten Zeichnung etc.. Dieses liegt meiner Meinung nach am ständigen Einkreuzen Normaler( Nicht- Spangle) zur Verbesserung des Typs.


5. Das Züchten der Spangle


Im Folgenden möchte ich auf das Verbessern des Schautyps nicht eingehen, sondern nur meine Erkenntnisse zur Verbesserung der Spangle- Zeichnung darlegen, da mir dieses als das größte Problem erscheint.

Oft wird in Fachzeitschriften geschrieben, dass es wichtig ist, nur sehr gut gezeichnete Spangle zur Zucht zu verwenden. Das ist richtig, setzt aber voraus, dass man solche Tiere zur Genüge in seiner Zucht hat.
Sieht man sich seine Spangle kritisch an, so erkennt man schnell die Vorzüge und Schwächen jedes einzelnen Vogels und dass der „perfekte“ Spangle nicht innerhalb der eigenen Zucht lebt.
Hat der Eine sehr schöne Kehltupfen, ist bei dem Anderen die Zeichnung besser. Dann gibt es Tiere, die haben eine sehr breite und kräftige Säumung aber dafür volle Kehltupfen. Diese Reihe lässt sich problemlos weiterführen. Aus dieser Fülle von Stärken und Schwächen innerhalb von zwei Jahren den top- gezeichneten Spangle zu züchten ist ein schöner Traum.
Diesen einen Spangle zu erreichen ist ein langer Weg und fordert das schrittweise Verdrängen unerwünschter Merkmale.

Dabei gibt es zwei Regeln:

1. Verpaare nie Vögel mit denselben Schwächen untereinander!

2. Gleiche die Schwächen des Einen mit den Stärken des Anderen aus!

Es gilt, die unterschiedlichen Merkmale nach und nach zu verbessern und im Anschluss zu festigen. Vorab muss man sich über die zu verbessernden Merkmale im Klaren sein, weshalb ich hier die von mir gewählten Merkmale anführen und erläutern möchte:

• Kehltupfen:

Wie schon erwähnt, sollen die Kehltupfen der Spangle groß, rund und mit einer kreisförmigen Aufhellung in der Mitte der Kehltupfen so versehen sein, dass eine gleichmäßige Säumung jeden Kehltupfen ziert. Dabei soll die Grenze zwischen Säumung und Aufhellung klar und deutlich sein.

• Säumung:

Jede Feder der Flügeldecke, einschließlich des Flügelbugs und die Schwung- und Schwanzfedern sollen mit einer Spangle- typischen Säumung gezeichnet sein. Dabei sollen der helle Außensaum sowie die Säumung gleichmäßig dick sein.

• Säumungsverteilung/ -regelmäßigkeit:

Die Säumung auf den Flügeln soll überall von gleichem Typ sein. Das heißt Form und Farbe der Säumung haben auf jeder Feder dieselbe zu sein. Die Dicke der Säumung variiert selbstverständlich mit der Größe der Federn, soll aber proportional zur Federgröße sein.

• Säumungsintensität:

Durch eine scharfe Grenze zwischen Säumung und Aufhellung erscheint dieselbe intensiver und erweckt nicht den Eindruck einer"grauen" Zeichnung.

Wie man sieht, entsteht die korrekte Spangle- Zeichnung aus einem ausgewogenen Verhältnis von Aufhellung und Säumung.

Wenn Sie jetzt denken, dass klingt unmöglich, dann lassen Sie sich sagen:

Jedes Merkmal lässt sich züchterisch beeinflussen!



6. Die Verbesserung der Kehltupfen


Das erste, auf das man schaut, sind die Kehltupfen; sie sind das „Aushängeschild“ eines jeden Spangle. Folglich sind gute Kehltupfen die halbe Miete.
Verfügen Sie über zwei Spangle mit sehr guten Kehltupfen, so können Sie diese durch die Verpaarung Beider miteinander festigen. Doch achten Sie auf das mögliche Festigen gleicher Schwächen. Haben Sie Spangle mit „fehlenden“, also zu stark aufgehellten Kehltupfen, so ist jeder Nicht- Spangle mit einer großen Feder und somit großen, runden Kehltupfen als Verbesserung geeignet.

Kehltupfen 2005

1        2        3        4          5        6          7          8        9        10        11


Hat ein Spangle Kehltupfen wie Pos.11, so sind Spangle mit Kehltupfen wie Pos.4 oder gute Normale ideale Partner.
Spangle mit falsch gezeichneten Kehltupfen miteinander zu verpaaren ist dann empfehlenswert, wenn beide Partner andere Kehltupfen- Fehler haben. Spangle mit schwacher Kehltupfen- Säumung (Pos.10) sollten an Spangle mit mangelnder Kehltupfen- Aufhellung (Pos.4 oder Pos.5) gepaart werden.
Ganz sicher geht man, wenn man eher einen Spangle mit Kehltupfen wie Pos.4 wählt, da hier das Melanin genau da ist, wo es beim Kehltupfen des Anderen fehlt. Mit etwas Glück erreicht man Kehltupfen wie Pos.1 oder Pos.2, aber selbst diese haben Fehler. Pos.2 hat eine unsymmetrische Melaninverteilung, aber dafür im linken Bereich eine Abgrenzung, wie sie für jede gesäumte Feder wünschenswert ist.
Bei Pos.1 ist im linken Bereich ein Auslaufen zu sehen, das dem Kehltupfen das schon beschriebene „schmutzige“ Aussehen verleiht. Das Verpaaren beider Vögel kann zu einem besseren Kehltupfen führen.



Ich möchte herausfinden, ob korrekt gezeichnete Kehltupfen automatisch zu einer guten Zeichnung führen oder ob die Qualität der Kehltupfen mit der Qualität der Zeichnung zusammenhängt, und habe deswegen ausgewählte Federn einiger Paare und ihrer Jungen untersucht.


• Paar 1:

Abgebildet sind folgende Federn:
Henne (links):
- Flügeldeckfeder
- Feder des Flügelbugs
- Kehltupfen
Hahn (rechts):
- 2 Flügeldeckfedern
- Feder des Flügelbugs
- Kehltupfen
0,1 Opalin Grau x 1,0 Spangle Grau/ Opalin

Die verwendete Henne war eine schlecht gezeichnete Opalin- Henne mit viel Melanin und guten Kehltupfen. Der Hahn war ein Spangle Grau. Die Zeichnung war gleichmäßig aber blass, die Kehltupfen unsymmetrisch und ebenfalls blass. Interessant ist die dicke Säumung der Flügeldeckfedern zum Kiel hin.
Ich hoffte, dass das Melanin der Henne Spangle- Zeichnung und Kehltupfen verbessern und intensivieren würde.

Das Paar war sehr fruchtbar; hier eine Auswahl der Jungen:


1,0 Spangle Grau/Opalin

Dieser Hahn zeigte keinen positiven Einfluss durch die Opalin- Einkreuzung. Die Zeichnung ist blasser und auch dünner als die des Vaters und die Kehltupfen sind noch unsymmetrischer. Er wurde aussortiert.



o,1 Spangle Grau

Bei dieser Henne zeigen sich die Vorzüge einer Opalin- Einkreuzung. Die Zeichnung ist kräftiger und gleichmäßiger auf der Feder verteilt als beim Vater.Die Säumung ist am Flügelbug zwar dünner, aber dafür schärfer abgegrenzt. Auch die Kehltupfen wurden verbessert, sind aber noch zu klein.
Mit dieser Henne kann weitergezüchtet werden.



o,1 Spangle Grau

Auch hier wurde die Zeichnung verbessert. Auch wenn die Zeichnung nicht unbedingt kräftiger ist, wurde eine gleichmäßige Verteilung der Säumung über den ganzen Flügel erreicht. Die Kehltupfen wurden verbessert, aber die Aufhellung ist unsymmetrisch.
Mit dieser Henne kann weitergezüchtet werden.



1,0 Opalin Spangle Grau

Bei diesem Hahn zeigt sich der positive Effekt einer Opalin- Einkreuzung auf die Kehltupfen- Qualität. Auch wenn die Aufhellung unsymmetrisch ist, ist die klare Abgrenzung beeindruckend.
Mit diesem Hahn kann weitergezüchtet werden, als Hennen fallen allerdings nur Opalin- Spangle.


• Paar 2:

Abgebildet sind folgende Federn:
Henne (links):
- Flügeldeckfeder
- Feder des Flügelbugs
- Kehltupfen
Hahn (rechts):
- verschiedene Flügeldeckfedern und Feder des Flügelbugs
- Kehltupfen
0,1 Spangle Opalin Grau x 1,0 Spangle Hellgrün


Von diesem Paar als reines Spangle- Paar erhoffte ich mir eine insgesamt gleichmäßigere Verteilung der Aufhellung bei allen gesäumten Federn, und dass die Kehltupfen der Jungen denen der Henne gleichkommen würden. Auch strebte ich die Verdrängung der Körpergrundfarbe aus der Säumung an.


Hier die besten Jungen:>

1,0 Spangle Graugrün

Dieser Hahn ist sehr beeindruckend, was die Flügelzeichnung angeht. Sie ist ansprechend kräftig und geht gleichmäßig bis zum Flügelbug. Die Aufhellung der Kehltupfen ist leider unsymmetrisch.
Trotzdem ein gut gezeichneter Spangle.



0,1 Spangle Grau

Diese Henne steht ihrem Bruder in nichts nach.
Flügelzeichnung und Kehltupfen sind sehr gut. Interessant zu sehen sind die auf das Federende reduzierte Aufhellung und die Melaninanlagerung am Federkiel. Die Kehltupfen sind ansprechend gezeichnet, können aber noch verbessert werden.
Ein Vogel, mit dem weitergearbeitet werden kann.





Mit zu eiligen Schlussfolgerungen möchte ich vorsichtig sein, will aber versuchen einige Theorien aufzustellen.
Anhand der Elternpaare lässt sich ein Zusammenhang von Kehltupfen und Zeichnung nicht ersehen. Betrachtet man sich aber die Federn der Jungen von Paar 2 (Bild 7 & 8), könnte man meinen, dass je symmetrischer die Zeichnung der Flügeldeckenfedern ist, umso besser sind die Kehltupfen. In weiteren Verpaarungen werde ich die Auswirkungen der Melaninansammlung am Federkiel (siehe Bild 8) einiger Vögel untersuchen.



Letzter Stand: Februar 2006
Weiterführung der Untersuchungen: Juli 2006

spangle.pdf (272 KBytes)